„Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen"

Lesung und Diskussion mit der Auschwitz-Überlebenden Dr. Eva Umlauf am St. Jakobus-Gymnasium Abtsgmünd

Die Nummer A-26959 bekam Eva Umlauf in Auschwitz als Zweijährige auf ihr Unterärmchen tätowiert. Dass sie nicht sofort nach ihrer Ankunft im Herbst 1944 in die Gaskammer kam, ist wohl eine glückliche Verkettung von Zufällen, wie Frau Umlauf den etwa 150 Schülerinnen und Schülern der Oberstufe des St. Jakobus-Gymnasiums Abtsgmünd erzählte.

Die Veranstaltung mit Eva Umlauf am 23. September in der Aula des Abtsgmünder Gymnasiums schloss sich an die schon im Mai stattgefundene Woche der Vielfalt und des Respekts an. Die SMV wollte nicht hinnehmen, dass vermehrt rassistische und antisemitische Äußerungen auch am SJG zu hören sind, und regte an, eine Aktionswoche zur Thematik ins Leben zu rufen, während der sich die Oberstufe in verschiedenen Workshops und Exkursionen mit Antisemitismus und Nationalsozialismus auseinandersetzte.

Nur 750 Kinder und Jugendliche haben Auschwitz überlebt - von 230 000, die von den Nationalsozialisten dorthin verschleppt wurden. „Als Kind in Auschwitz anzukommen, kam einem Todesurteil gleich. In der pervertierten Hierarchie des rein materiellen Wertes eines Menschen rangierten Kinder am untersten Ende.“, las Eva Umlauf aus ihrem Buch und zog die anwesenden Jugendlichen mehr und mehr in die Welt des Unaussprechlichen hinein. Anhand persönlicher Fotografien und antisemitischer Karikaturen erläuterte sie die historischen Zusammenhänge und die Situation ihrer Familie in den 1930er- und 1940er-Jahren. Auch nach der Befreiung vom Nationalsozialismus ging die Diskriminierung jüdischer Menschen unter der Herrschaft des von Stalin geprägten Kommunismus weiter. Nach der Heirat durfte sie schließlich, nicht ohne von der slowakischen Geheimpolizei mehrfach verhört und bedroht worden zu sein, nach München ausreisen, und konnte sich dort eine Kinderarztpraxis aufbauen.

Nachdem sie endlich die Zeit dazu gefunden hat, ihrer persönlichen Geschichte und der ihrer Familie nachzuspüren - wie sie auf die Schülerfrage antwortete, warum sie erst jetzt ihre Geschichte erzähle -, reist Eva Umlauf nun durch die Republik, um möglichst vielen Menschen diese Geschichte zu erzählen, zu erinnern und zu ermahnen. Dass ihr dies wichtig ist, konnten die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer deutlich spüren, sie will das Vergessen verhindern. In der sich der Lesung anschließenden Fragerunde beeindruckte die Tiefe der Fragen, und es wurde deutlich, wie die Emotionalität des Themas auf das Publikum übergesprungen war, was durch die sehr persönlichen Antworten von Frau Umlauf verstärkt wurde. „Was kann man tun, was sollte geschehen, dass diese Gedankengut, das damals vorherrschte, nicht wieder die Oberhand gewinnt?“, war die letzte Frage einer Schülerin. „Ihr, ihr könnt das ändern. Daran glaube ich, und aus diesem Grund bin ich hier“.

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