Mathematik aktiv und mit Freude erleben

 

Das Fach Mathematik zählt in der Schule oft zu den eher unbeliebten Fächern. Um dieses Bild zu verbessern und Freude an Mathematik in den Schülerinnen und Schülern zu wecken, haben die Mathematiklehrkräfte des St. Jakobus-Gymnasiums Abtsgmünd vor zwei Jahren begonnen, ihren Unterricht grundlegend zu überdenken und neue Strukturen zu etablieren.

Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der Grimminger-Stiftung war es möglich, eine zusätzliche Übungsstunde für die achte und neunte Jahrgangsstufe im Stundenplan zu verankern. In dieser üben die Jugendlichen mithilfe der digitalen Plattform Mathebattle, um ihre mathematischen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vertiefen. Die Lehrkräfte begleiten den Lernprozess und helfen bei Fragen und Verständnisproblemen durch kleine Impulse oder Korrekturen. Da die Schülerinnen und Schüler von der Plattform eine direkte Rückmeldung erhalten, ob ihre Lösungen richtig sind, agieren sie zu einem großen Teil selbständig. Darüber hinaus entwickeln sie Vertrauen in ihr Können und Routine, die den individuellen Bedürfnissen angepasst ist.

Neben dieser Übungsstunde arbeiten einige Mathematiklehrkräfte am St. Jakobus-Gymnasium nach den Prinzipien von Peter Liljedahl, Mathematikdidaktikprofessor an der Simon Fraser University in Kanada. Nach umfangreichen Studien hat er das Prinzip des „Thinking Classroom“ („denkendes Klassenzimmer“) entwickelt. Hierbei sind die Jugendlichen nicht passive Rezipienten des Lehrstoffes und lauschen dem Vortrag der Lehrkraft, sondern arbeiten aktiv, kooperativ, kommunikativ und selbstwirksam an Problemen – und haben dabei Spaß am Denken und der Beschäftigung mit Mathematik.

Wichtiges Hilfsmittel hierfür sind zahlreiche Whiteboards, die ebenfalls durch eine Spende der Grimminger Stiftung angeschafft werden konnten. Die Schülerinnen und Schüler sitzen nämlich nicht in festen Bankreihen, sondern stehen an fexiblen kleinen Tafeln und lösen ihre Aufgaben in Kleingruppen. Diese Art des Arbeitens motiviert sowohl starke Jugendliche als auch solche, die wenig Verständnis in mathematische Prozesse haben. Durch Gruppendynamik wandert das Wissen von Schülergruppe zu Schülergruppe, und die Schülerinnen und Schüler werden unabhängiger von den Erklärungen der Lehrkraft. Dies stärkt die Freude und das Gefühl des „Ich kann es doch“ ungemein.

In einer weiteren Ausbaustufe sollen innerhalb des Unterrichts Projekte angeboten werden, die Mathematik in Verbindung mit anderen Wissenschaften bringen, damit Jugendliche die Bedeutung der Mathematik praxisnah erfahren. So ist eine Kooperation mit dem Fach Biologie angedacht, um zum Beispiel anhand des Räuber-Beute-Modells mit Exponentialfunktionen umzugehen. Dabei sollen die Schüler mit Hefe und Pantoffeltierchen experimentieren. Und für einen realitätsnahen Stochastik-Unterricht soll die Planung eines Kasinoabends mit selbst erfundenen Glücksspielen sorgen.

Insgesamt ist es das Ziel, Mathematik greifbarer zu machen und die Schülerinnen und Schüler entdecken zu lassen, welche Bedeutung die mathematischen Methoden für sie persönlich haben. Daher werden die einzelnen Maßnahmen an unserer Schule auch unter dem Projektnamen „erfahrbare Mathematik“ zusammengefasst.

Für die Evaluation des Projekts kooperiert das St. Jakobus-Gymnasium mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg sowie der Technischen Universität München. Im Rahmen einer Dissertation soll die Wirkung dieses innovativen Mathematik-Unterrichts sowohl auf die Leistung als auch auf das Selbstkonzept der Schülerinnen und Schüler bezüglich Mathematik erforscht werden. Dabei sollen nicht nur kurzfristige Effekte untersucht werden, sondern vor allem langfristige Auswirkungen auf die Einstellung der Jugendlichen gegenüber Mathematik als Fach und Bestandteil ihres Alltags. Denn nur, wenn es gelingt, mehr junge Menschen für Mathematik zu begeistern, werden mehr Schulabsolventinnen und –absolventen auch einen Beruf im MINT-Bereich ergreifen. Und das ist das übergeordnete Ziel, denn Mathematik ist die Basis sämtlicher Naturwissenschaften und technischer Berufe und bestimmt unseren Alltag in der zunehmend digitalisierten Welt.

 

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