Reden und reden lassen

Besuch von der Bundestagsabgeordneten Dr. Ingeborg Gräßle am SJGA

Vielleicht hätte man das mit der Begrüßung vorher proben müssen. Frau Gräßle streckt die Ghettofaust aus, alle anderen wollen Hände schütteln, es gibt eine unangenehme Stille und am Ende einigt man sich aufs Begrüßen per Ellbogen, einer dieser seltsamen Kompromisse, die man sich in Coronazeiten angewöhnt hat. Und dabei ist die Pandemie nur eines der Probleme unserer Zeit

Klimawandel, Fachkräftemangel, soziale Ungerechtigkeit: Es gibt viele politische Themen, die frustrieren. Gerade unter Jugendlichen wächst dieser Frust immer mehr. Und immer weniger von ihnen besitzen Vertrauen in Politiker*innen, manchmal nicht einmal mehr ins demokratische System. Das liegt auch daran, dass viele sich nicht gehört, geschweige denn vertreten fühlen.

Auch um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, hat sich die Bundestagsabgeordnete der CDU, Ingeborg Gräßle, mit uns, den Schüler*innen der J1 und J2 zu einer Podiumsdiskussion getroffen. Sie erzählt von ihrem Alltag im Bundestag, erklärt die Schuldenbremse, kritisiert die Regierung und verteidigt die WM in Katar. Es wird eine lebhafte Diskussion, mit viel Zustimmung („Jetzt war zwei Jahre lang nichts Schönes mehr, wir brauchen Katar“) und viel Kritik („Wenn Sie wirklich die Energiewende fördern wollen, wieso haben sie dann gegen den Gesetzesentwurf zum schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien gestimmt?“). Vieles wird diskutiert, manches blieb unbeantwortet und selten sind sich alle einig. Bis Frau Gräßle dann am Schluss noch mal betont, wie wichtig es sei, einen offenen Diskurs zu gestalten. Und nicht nur gegen-, sondern auch miteinander zu reden. Probleme wie Klimawandel, Fachkräftemangel und soziale Ungleichheit sind dadurch noch nicht gelöst. Aber anders geht es nicht. Am Schluss haben sich übrigens alle die Hand gegeben.

Leni Klöcker

 

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